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Über Round Table

Louis Marchesi um 1928

Wir gehen zurück zum 14. März 1927. Es ist das Datum, an welchem 90 junge Männer aus Norwich, eine kleine Stadt in England, sich im Suckling Palast getroffen haben mit der Absicht, einen Club namens Round Table zu gründen. Bei diesem Treffen wurden aufgrund der geplanten neuen Bewegung wichtige Entscheidungen gefällt. Es sollte ein Club sein, welcher aus jungen Männern besteht, die nicht älter als 40 Jahre alt sind. Wer auch immer dieses Alter erreicht, müsste sich zurückzie-hen. Es sollte ein Ausdruck der Jugend sein, zusammen mit ihren Ideen und mit ihrer Unabhängigkeit.

In Wahrheit entstand die Idee bereits 2 Jahre zuvor: alles begann während einer Versammlung des Rotary Clubs Norwich. Es hätte einen Vortrag eines geladenen Gastes stattfinden sollen, welcher aber absagen musste. Somit hat der Präsident einige Rotarier als Ersatz-Redner aufgerufen, darunter auch ein gewisser Erminio Williams Louis Marchesi. Der Vortrag sollte ein Thema behandeln, über welches der Redner besser Bescheid wusste als alle anderen Anwesenden im Saal.

Für den Rotarier Marchesi, Konditor von Beruf, war diese Aufgabe äussert schwer, da er mit seinen 27 Jahren wahrscheinlich der jüngste Rotarier der letzten 20 Jahren gewesen sein dürfte.

«Ihr denkt jetzt vielleicht, dass ich mich in keinem Thema besser auskenne als alle Anwesende hier im Saal. Aber im Gegensatz zu Euch weiss keiner besser als ich, wie und was man mit 27 Jahren momentan fühlt. Aber ja, es stimmt, ihr könnt dies sicherlich ohne Zweifel bestätigen…» Nach einem schallenden Gelächter seitens des Publikums fuhr er fort… «des Weiteren weiss ich, dass gewisse Dinge aus Eurer Sicht auf eine einzige Art und Weise gemacht werden, aus der Erfahrung alter Männern heraus eben. Aber was, wenn mir diese Art und Weise nicht als DIE Art und Weise entsprechen sollte». Hätte Marchesi an diesem Punkt aufgehört, hätte er mit seinem Referat zu einem weiteren geselligen Rotary-Abend beigetra-gen. Aber genau in diesem Moment ist in ihm die Idee entstanden, dass irgendwas für die jungen Leute geschehen musste. «Was nötig ist», meinte Marchesi, «ist ein Club wo sich junge Leute treffen und ihre Ideen untereinander austauschen und besprechen zu können, ohne diese vor den alten Mitgliedern durchsetzen zu müssen. Die Jungen wollen untereinander arbeiten und denken. Was es braucht, ist ein Club für ausschliesslich junge Mens-chen». Die Idee war geboren und Louis Marchesi erhielt Applaus von einer kleinen Gruppe bestehend aus etwa 12 Rotariern, welche auf ihn zukamen und ihm ihre Zustimmung gaben. Neben den Gratulanten gab es aber auch Einwände mit der Begründung, dass es bereits genügend andere Jungen-Vereinigungen geben würde und dass es einen weiteren Club nicht benötigt. Aber man kann eine solche Idee nicht begraben, vor allem nicht wenn es eine gute Idee ist. Louis Marchesi bereitete sein Projekt mit der Hoffnung vor, dieses in Birmingham im Jahr 1927 bei Anwesenheit des Prinzen von Wales und zukünftiger Königs Edward VIll und auch vor den geladenen Gästen des «britischen Industriellen-Fest« überzeugend vorzustellen – dies mit folgenden Worten : «Die jungen Industriellen und Berufstätigen unseres Landes sollten sich an einem runden Tisch versammeln können, um sich ihren Methoden als Erfahrungen in der Ver. gangenheit anzunehmen, sie den modernen Zeiten anzupassen und wenn möglich auch zu verbessern».

Round Table, .. Adopt, ..Adapt, …improve… Die Spur wurde gezogen, definitiv. Der Club sollte Round Table heissen und seine Devise «annehmen, anpassen, verbessern»

Das erste Club-Zeichen des Round Table war ein runder Tisch auf massivem Fuss. Aber die nationale Generalversammlung von 1929 bewertete dieses Emblem als eher unoriginell und auch nicht ästhetisch und übernahm den Vorschlag von Neville Headon (RT Manchester), der eine Zeichnung präsentierte, auf welcher eine Holzscheibe zu sehen war, die an der Mauer der Great Hall des Schloss Winchester hängt. Dieses Emblem wurde durch den Round Table angenommen, später im 1950 sogar vom Round Table International in seiner Version mit den 12 weissen und schwarzen Segmenten.

Der erste Club hatte in etwa 90 Mitglieder. Der erste Präsident war Bernard H. Durrant, der erste Kassier W. G Quinton, und Louis Marchesi wurde zum Ehrensekretär ernannt. Jedes Mitglied durfte geladene Gäste zu den Treffen mitnehmen, welche alle 15 Tage stattgefunden haben. Einer von den Gästen war der Rotarier Smith de Portsmouth, welcher sofort begeistert war von dem, was er an diesem Treffen erlebt hatte. Er hat folglich eine Gruppe junger Leute in Portsmouth zusammengebracht, welche bereit waren, ihm zuzuhören und der Idee des Round Table zu folgen. Dies war die Entstehung des Round Table N° 2. «Wir haben nun zwei Tische… wir werden bald zehn, danach hundert haben… Der Round Table wird national und schon bald auch international…»

Es wurde kurz darauf entschieden, eine nationale Vereinigung zu gründen mit dem Namen «Der zentrale Rat des Round Table» (welchen nachher «The National Association of Round Tables of Britain and Ireland – RTBI» hiess], bei welcher John Webb von Portsmouth der erste Präsident und Louis Marchesi der erste Ehren-Sekretär und Ehren-Kassier waren.

Im Jahr 1929 waren es bereits 16 Tische. Diese Bewegung war aber nicht nur zum Spass gegründet wor-den; es ging auch nicht einzig darum, die eigenen Interessen durchzusetzen und die Geschäfte zu steigern. Es war ebenfalls eine Institution, die im Dienste der anderen Menschen stand. Es gab sicherlich Diskussionen über «wie man helfen sollte», oder «wem man helfen sollte», niemals aber über «ob man helfen sollte». Wurden die Modalitäten für eine Sozialak-tion gefunden, wurden sie diskussionslos von allen Mitgliedern angenommen und ausgeführt. Im Jahre 1936 wurde der Traum von Louis Marchesi erfüllt – der Round Table hat die Landes-Grenze überschritten und wurde erstmals in Dänemark ge-gründet. Weitere Länder wie Schweden im 1943, Holland im 1946 und Norwegen im 1947 kamen hinzu. Im Jahr 1946 wurde der « World Council of Young Men’s Service Clubs» (WOCO), der Weltrat der Service Clubs junger Männer, gegründet, welcher sich aus Organisationen wie die ACTIVE 20/30 International, die APEX in Ozeanien und Asien sowie die JECC aus Japan zusammensetzte.

Im Jahr 1948 entschieden sich die nationalen Round Table Vereinigungen, sich in einer internationalen Vereinigung zusammen zu schliessen. Der internationale runde Tische (Round Table International – RTI] wurde ins Leben gerufen – sein erster Präsident hiess Reg Bates. Die Organisation wurde 1961 aufgelöst und 1991 in Klagenfurt wiedergegründet, da der WOCO das Höchstalter auf 45 Jahre angehoben und der Anschluss der weiblichen Service-Clubs begünstigt hat.

Round Table in der Schweiz

Der erste Schweizer Tisch wurde am 22. September 1951 in Lausanne gegründet unter der Patenschaft vom RT1 Brüssel. Die Organisation des Round Table Schweiz wurde erst 6 Jahre später, im November 1957 gegründet. Die Round Table Schweiz vereinigt rund 35 aktive Tische, aufgeteilt in 6 Regionen.